Neue, plattformbasierte Geschäftsmodelle sorgen immer wieder für Furore und feiern bahnbrechende Erfolge. Mit ihrer Herangehensweise lösen sie bestehende Zielkonflikte, wecken bei Konsumenten aber auch vollkommen neue Bedürfnisse. Gleichzeitig verschaffen sie Produkten, die als angestaubt gelten, ein neues, glänzendes Image. Dabei verändern sie unsere Wirtschaft und unsere Art zu wirtschaften – global, branchenübergreifend, nachhaltig.
Plattform-Ökonomie: Was bedeutet das konkret?
Bisher konnte sich noch keine klare Definition für digitale Plattform-Geschäftsmodelle herauskristallisieren. Das liegt nicht zuletzt an der großen Bandbreite der möglichen Geschäftsmodelle, die sie abdecken können. Gemeinhin gelten Plattformen als Bindeglied zwischen unterschiedlichen Nutzergruppen, die es den Beteiligten ermöglicht, wirtschaftlich und sozial miteinander zu interagieren.
Die Akteure der Plattform-Ökonomie können ihre Angebote unter anderem als folgende Services bereitstellen:
- Suchmaschinen
- eCommerce-Plattformen und Marktplätze
- soziale Netzwerke und Kommunikationsanwendungen
- Medien- und Informationsdienste
- Vergleichs- und Bewertungsportale
In ihren verschiedenen Varianten und Ausprägungen gelten digitale Plattformen als zentraler Baustein für eine florierende Sharing Economy für die breite Masse an Konsumenten – etwa in Form von Carsharing-Angeboten. Gleichzeitig nehmen digitale Plattformen – vor allem als Vergleichs- und Bewertungsportale – häufig eine Gatekeeper-Funktion zwischen anderen Anbietern und potentiellen Konsumenten ein. Das Fundament einer erfolgreichen Plattform bildet meist der Netzwerk-Effekt. Diesem Phänomen zufolge ist eine Anwendung umso attraktiver für neue User, desto mehr aktive Nutzer bereits innerhalb des Ökosystems miteinander interagieren.
Über Branchengrenzen hinweg
Für digitale Plattformen scheint es nur wenige Grenzen zu geben. Sie ermöglichen das fast schon mühelose Überschreiten bestehender Branchengrenzen und brechen althergebrachte Silos einfach auf. Auch Landesgrenzen scheinen keine unüberwindbaren Barrieren darzustellen. Die erfolgreichsten Vertreter in der Plattform-Ökonomie zeichnen sich durch eine hohe Dynamik und ein rasantes Wachstum aus.
Dabei verfügen digitale Plattformen auch über das Potential zur Monopolisierung ganzer Märkte. Weniger als ein Jahrzehnt nach seiner Gründung im Jahr 2009 verfügte WhatsApp bereits über 1,5 Milliarden Nutzer (Stand: Januar 2018) weltweit. Der flächendeckende Einsatz des Messaging-Dienstes hat auch dazu geführt, dass die Nutzung der SMS vielerorts marginalisiert wurde.
Erreichen Plattform-Geschäftsmodelle eine marktbeherrschende Position in ihrem Umfeld, können sie ganze Wertschöpfungsketten verändern. Gleichzeitig haben sie zuweilen auch die Chance völlig neue Formen der Wertschöpfung zu erfinden. Dadurch schaffen sie selbstständig neue Wege der Monetarisierung ihrer Angebote. Nicht selten tragen in diesen Fällen die User selbst zur Wertschöpfung bei. Konsumenten werden auf diese Weise innerhalb der Plattform-Ökonomie zu Gestaltern.
Kunden lieben digitale Plattformen
Doch auch ohne ein aktiver Teil der Wertschöpfungskette zu sein, erfreuen sich digitale Plattformen bei ihren Kunden einer stetig steigenden Beliebtheit. Besonders scheinen die Anwender die Vergleichsmöglichkeiten zu schätzen. Das ergab eine Bitkom-Studie Anfang des Jahres. Demnach gaben fast 80 Prozent an, dank digitaler Plattformen viele Angebote schnell und einfach vergleichen zu können. Nahezu zwei Drittel der Befragten sind zudem der Meinung, auf diese Weise schnell und einfach das günstigste Angebot zu finden. Beinahe die Hälfte der Befragten erwartet dazu sinkende Preise durch die Nutzung digitaler Plattformen. Für die Studie wurden über 1.000 Bundesbürger ab 16 Jahren befragt.
Die Plattform-Ökonomie boomt
Dem Geschäftsmodell der Plattformen wird derzeit eine große Zukunft vorausgesagt. Schon längst gibt es zahlreiche erfolgreiche Beispiele. Die größten Akteure innerhalb der Plattform-Ökonomie – Google, Amazon, Facebook und Apple (kurz: GAFA) – erreichen mit einer gemeinsamen Markt-Kapitalisierung von 1,5 Billionen Euro sogar beinahe die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
Aufgrund ihrer starken Wachstumsraten, der schnelllebigen Entwicklung der Geschäftsmodelle und der großen Erfolge, die innovative Plattform-Betreiber bereits heute vorweisen können, ist die Versuchung für aufstrebende Gründer groß, in die Fußstapfen von GAFA zu treten. Von zentraler Bedeutung ist es jedoch die besten Netzwerk-Effekte zu identifizieren, zu verstärken und sie geschickt für den eigenen Erfolg zu nutzen. Dabei spielt es vordergründig nur eine untergeordnete Rolle, ob diese Effekte im B2C- oder im B2B-Umfeld lokalisiert werden. Wichtiger wird sein, die vorherrschenden Bedürfnisse zu erkennen und die eigene Plattform-Lösung an der Nachfrage und dem gewünschten Netzwerk-Effekt auszurichten.
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