Interview mit Simone Lis: Future-Ready Woman

In unserem Interview gibt Simone Lis, die Gründerin von MatchlabN und Schöpferin des innovativen „Future-Ready Woman“-Programms, tiefe Einblicke in die dynamische Welt der digitalen Fluency und wie sie Frauen weltweit befähigt, die Technologie von morgen zu meistern. Von ihrem Wegzug aus Deutschland ins pulsierende Innovationsherz Kaliforniens bis zur Gründung einer der führenden Corporate Innovation Consultancies erzählt Simone Lis, wie ihre Vision, Frauen für die digitalisierte Arbeitswelt zu rüsten, Gestalt annahm. Ihr Ansatz? Ein Mix aus Technikverständnis und Kreativität, der nicht nur auf Silicon Valley beschränkt ist, sondern Frauen überall auf der Welt erreicht. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der digitale Gewandtheit und menschliche Skills Hand in Hand gehen und entdecken Sie, wie „Future-Ready Woman“ nicht nur Karrieren, sondern auch Lebenswege transformiert.


Könntest du uns einen Einblick in deine Karriere geben und beschreiben, womit du dich aktuell beruflich befasst?

Ich war schon immer fasziniert von der treibenden Kraft neuer Technologien und davon, welche Rolle der Mensch in unserer digitalen Zukunft eigentlich noch spielen wird. Welche neuen Skills, Tools und Denkweisen brauchen wir, um in einer Welt bestehen zu können, in der Maschinen und Roboter immer mehr Aufgaben übernehmen?

Diese Fragen begleiten mich seit meiner Ankunft in San Francisco vor über zwölf Jahren, als ich meine PR-Managementkarriere für Technologieunternehmen in Deutschland hinter mir ließ. Hier, im Herzen der Innovation, war ich plötzlich von visionären Gründern, wie denen von Airbnb umgeben, mit denen ich die Chance hatte, eng zusammenzuarbeiten. Diese Begegnungen haben nicht nur meine Sicht auf Technologie, sondern auch auf deren Potenzial, unsere Zukunft selbst positiv mitzugestalten, tiefgreifend verändert.

Daraus ist mein Unternehmen MatchlabN entstanden, eine Corporate Innovation Consultancy in Kalifornien, die sich darauf spezialisiert hat, CEOs und deren Workforce den Silicon Valley Mindset mit Hilfe von innovativen Upskilling-Programmen nahezubringen – oder, wie ich es nenne, „Digital Fluency“. Es geht darum, Technologien nicht nur zu verstehen und anzuwenden, sondern aktiv mitzugestalten und kreativ einzusetzen, um Lösungen für die großen Probleme unserer Welt zu entwickeln.

Und das Schöne daran: Dieses Mindset zu erlernen ist nicht an einen Ort gebunden. Jeder kann heute dank Technologie die Kunst der digitalen Gewandtheit von überall aus erlernen und seine Karriere vorantreiben.

2. Gab es einen bestimmten Moment oder eine spezifische Erfahrung, die dich dazu veranlasst hat, dich auf die Förderung von Frauen zu spezialisieren / die Future-Ready Woman Community zu gründen?

In der Pandemie, als die Welt für einen Moment stillstand, hatte ich zum ersten Mal richtig Zeit, über mein Business nachzudenken, das ich über die letzten zehn Jahre aufgebaut hatte. Mir wurde klar, dass sich die Geschwindigkeit der Entwicklung und Einführung neuer Technologien drastisch erhöht hat. Planungszeiträume von 5-10 Jahren haben sich in tägliche Änderungen verwandelt und Technologie wurde demokratisiert – ein Phänomen, das seit dem Launch von ChatGPT besonders im Bereich KI offensichtlich wurde. Eine neue, schnellere Form des Lernens in Sachen Technologie war gefordert.

Zudem, angeregt durch die Black Lives Matter-Bewegung, dachte ich viel über Diversität, Inklusion und Gerechtigkeit am Arbeitsplatz nach. Ich hatte mich gefragt, ob der digitale Mindset im Unternehmen wirklich vorangetrieben werden kann, wenn nur das Top-Management Zugang zu meinen Leadership-Programmen in Silicon Valley hat, welche zu diesem Zeitpunkt nur 5% Frauen umfassten.

So entstand 2020 die Idee von „Future-Ready Woman“ – ein community-getriebenes Lernkonzept, das Frauen aus verschiedenen Hierarchieebenen und Unternehmen in einem Netzwerk zusammenbringt. Es ermöglicht ihnen, von Thought Leadern und Innovatoren weltweit zu lernen, technologisch auf dem neuesten Stand zu bleiben und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Als schließlich auch meine deutschen Kunden erkannten, dass virtuelles Arbeiten und weltweites Lernen funktionieren, war der perfekte Zeitpunkt gekommen, um Future-Ready Woman zu launchen.

3. Hattest du selbst einen Coach oder eine Mentorin und wenn ja, welche sind die wichtigsten Insights, die du dadurch erlangt hast?

Als Solopreneurin glaubte ich lange, dass mir die Zeit und die Budgets fehlen würden, um einen Coach zu beauftragen. Doch ich erhielt viel Unterstützung von meinem Mann, besonders in den letzten drei Jahren, als ich mein Unternehmen erneut von Grund auf startete. Zudem bin ich Teil einiger Business-Communities und habe ein unglaublich gutes LinkedIn-Netzwerk, das ich jahrelang liebevoll aufgebaut und gepflegt habe. Neuerdings nutze ich auch ChatGPT als meinen virtuellen Business-Coach. Diese Ressourcen stehen mir alle zur Seite, wenn ich mal eine Frage habe.

Vor ein paar Monaten jedoch entschied ich, dass es Zeit war, mein Business auf die nächste Ebene zu heben, und engagierte zum ersten Mal einen Marketing-Coach. Ich bereue es, dass ich diesen Schritt nicht schon früher gemacht habe. Von ihm habe ich gelernt, wie ich meine Geschichte und meine Mission authentisch mit mehr Menschen weltweit teilen kann. Dies soll anderen Frauen, die vielleicht ein bis zwei Schritte hinter mir sind, helfen, ihre „Digital Fluency“-Kenntnisse zu nutzen, um ihre Karrieren zu neuen Höhen zu treiben – so wie ich es täglich bei mir selbst und anderen Future-Ready Women in meiner Community erlebe.

Er lehrte mich auch, dass der Weg zum Ziel das Wichtigste ist, und nicht das Ziel selbst. Ich soll jede Etappe genießen, mit all den Höhen und Tiefen, die das Leben in einem Startup mit sich bringt. Das hilft mir immer weiter zu gehen.

4. Was macht den Mehrwert des Future-Ready Woman Lehrgangs aus und was unterscheidet ihn von anderen Weiterbildungsprogrammen?

In meinen live Leadership-Programmen im Silicon Valley habe ich gelernt, dass der Nutzen von Technologie am besten durch direktes Ausprobieren “learning by doing” oder inspirierende Anwendungsbeispiele sichtbar wird. Diversität innerhalb der Gruppe und der Austausch von kollektiver Intelligenz – das Teilen von Erfahrungen, sowohl positiven als auch negativen – sind dabei entscheidend. Diese Prinzipien bilden die Grundlage meines „Future-Ready Woman Programs“, das Frauen aller Altersgruppen und Job-Hierarchien miteinander verbindet.

Ein Schlüsselelement, das mein Upskilling-Programm von Anderen unterscheidet und besonders bei Frauen großen Anklang findet, ist das asynchrone “bite-sized” Lernen und die Integration von Human Skills – den oft stärker ausgeprägten Soft Skills bei Frauen – mit technischem Upskilling in KI. Bei meiner Arbeit habe ich festgestellt, dass emotionale Blockaden und tief verwurzelte Glaubenssätze Frauen oft daran hindern, Technologien anzunehmen. Diese unbewussten Ängste, die ich als „AI-Anxiety“ bezeichne, müssen zuerst überwunden werden, um den Weg für technisches Upskilling zu ebnen. Eine Tatsache, die viele CEOs und Führungsteams bei der digitalen Transformation ihrer Belegschaft oft übersehen.

5. Was würdest du anderen Frauen raten, die sich beruflich weiterentwickeln möchten?

Viele Frauen, mit denen ich arbeite, machen sich zu selten Gedanken darüber, was Karriereerfolg für sie eigentlich bedeutet. Heißt das, mehr Geld zu verdienen, mehr Anerkennung zu erhalten, einen neuen Titel zu bekommen, mehr Verantwortung zu übernehmen oder mehr Sinn in der Arbeit zu finden?

Der allererste Schritt, den ich allen Frauen rate, ist, sich mehr Zeit für Selbstreflexion zu nehmen. Über die Jahre habe ich mir ein System entwickelt, das mittlerweile täglich „misst“, ob ich mich auf meiner festgelegten Karriereleiter weiter nach oben bewege, oder nicht. Sich selbst besser zu verstehen und herauszufinden, wo die Stärken und Probleme liegen, ist der wichtigste Schritt, den jeder unternehmen muss, um voranzukommen. „Tune In“ ist auch der erste Schritt meines 4-stufigen Digital Fluency Flywheel Systems, auf dem alle weiteren Schritte in meinem Programm aufbauen und der nicht übersprungen werden darf.

6. Hast du einen Tipp wie sich Frauen für die technologischen Neuerungen durch KI etc. wappnen können?

Die ständige Flut von Tech-News und AI-Adaptionen kann überwältigend sein, selbst für eine Innovations-Expertin wie mich. Mit einem Vollzeitjob kann das leicht zu Unbeholfenheit führen, entweder durch Handlungsunfähigkeit oder durch das chaotische Ausprobieren neuer Tools.

Ich halte meinen Kopf klar, indem ich gezielt entscheide, welche Probleme ich mit Tech lösen möchte. Beispielsweise das Schreiben meiner LinkedIn-Posts auf Englisch. Nachdem ich das Problem identifiziert habe, suche ich gezielt nach KI-Tools, die mir dabei helfen könnten. Dies erlaubt mir, effizient zu filtern und unnötige Informationen auszublenden.

Wer seine Digital Fluency noch einen Schritt weiterentwickeln möchte, sollte über den Aufbau eines Lernsystems, wie einer Wissensdatenbank nachdenken, das mit der Geschwindigkeit neuer Technologien mithält. In meiner Masterclass erarbeiten wir eine „KeepsakeBox“ – eine digitale Schatztruhe, die alle wichtigen Tech-Informationen speichert und dabei helfen, kreative Lösungen für seine Probleme zu finden. Das ist oftmals der “Aha-Moment” für viele meiner Frauen.