Was ist eigentlich der Kern einer digitalen Transformation?
Shorts Facts
- Die digitale Transformation darf nicht auf Kostensenkung und Effizienzsteigerung reduziert werden
- Die digitale Transformation durchdringt das ganze Unternehmen
- Keine digitale Transformation ohne professionelles Change-Management
Unternehmen auf zukünftige Erfolge ausrichten
Es vergeht heute kein Tag, an dem nicht über die Notwendigkeit einer digitalen Transformation gesprochen und geschrieben wird. Jeder nimmt gerne diesen modischen Begriff in den Mund – oft allerdings, ohne die Inhalte umfassend zu verstehen. Häufig wird das Ziel der digitalen Transformation auf Kostenreduktion und Effizienzsteigerung reduziert. Allerdings ist das viel zu kurz gegriffen – und lässt die besonders spannenden Möglichkeiten der Digitalisierung unbeleuchtet.
Außerdem lässt sich die digitale Transformation nicht auf die Einführung neuer Technologien beschränken. Die digitale Transformation durchdringt das ganze Unternehmen, seine Prozesse, seine Strukturen und vor allem betrifft es auch die Führungskräfte und Mitarbeiter. Diesen kommt im Rahmen des Veränderungsprozesses sogar die Schlüsselrolle zu. Denn nur mit den Menschen kann die Transformation gelingen – und primär an den Menschen liegt es auch, wenn eine Transformation scheitert.
Was ist der Kern der digitalen Transformation?
Die digitale Transformation beschreibt einen – perspektivisch unbegrenzten – Veränderungsprozess von Institutionen mit dem Ziel, digitale Technologien in den eigenen Wertschöpfungsprozess zu integrieren, um diesen effizienter und/oder effektiver auszugestalten und um neue Leistungsfelder zu erschließen. Zu diesen Institutionen können private Haushalte ebenso gerechnet werden wie Unternehmen, Schulen, Universitäten, Städte, Gemeinden und ganze Nationen. Die sich durch die digitalen Technologien eröffnenden Potenziale sind zu erkennen und im eigenen Verantwortungsbereich als Manager, Wissenschaftler, Politiker, Lehrer etc. zu nutzen, um die eigene Leistungserbringung zu optimieren. Die Notwendigkeit für die eigene Weiterentwicklung und Neuausrichtung resultiert häufig aus den veränderten Erwartungshaltungen der eigenen Stakeholder – besonders der eigenen Kunden.
In dieser Kennzeichnung wurden schon verschiedene zentrale Aspekte einer digitalen Transformation sichtbar.
- Die digitale Transformation geht alle an – nicht nur Unternehmen.
- Die digitale Transformation ist eine ganzheitliche Herausforderung, die nur durch ein konzertiertes, abgestimmtes Handeln der zentralen Akteure gelingen kann – im Unternehmen, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft und in der Politik.
- Die digitale Transformation ist ein Prozess – und kein Projekt mit einem definierten Anfang und einem definierten Ende.
- Die digitale Transformation fokussiert auf die Effektivität (Doing the right things!) und die Effizienz (Doing the things right!) gleichermaßen.
- Die digitale Transformation lässt sich nicht auf den Einsatz neuer digitaler Technologien beschränkten.
- Die digitale Transformation setzt Wandel und Wachstum bei der eigenen Belegschaft voraus.
Vor allem aber geht es bei der digitalen Transformation nicht darum, nur den Status quo in eine digitale Form zu gießen. Sonst kommt es zu dem nachstehend sehr plastisch beschriebenen Phänomen: If you digitize a shitty process, you will get a digitzed shitty process!
Wie soll der Prozess der digitalen Transformation gestartet werden?
Die in dem Prozess der digitalen Transformation zu meisternden Herausforderungen sind im Haus der digitalen Transformation zusammenfasst. Wie bei jedem Prozess zur strategischen Neuausrichtung sollten Sie auch bei der digitalen Transformation mit einer kritischen Analyse des Status quo beginnen. Folglich bildet dieser Schritt das Erdgeschoss des Hauses der digitalen Transformation. Die Analyse sollten Sie gleichermaßen nach innen und außen ausrichten.
Im Innenverhältnis des Unternehmens geht es darum, den erlebten Handlungsdruck und die Bereitschaft Ihrer Belegschaft zu Veränderungen zu ermitteln. Zusätzlich ist auch der Status quo der Digital Business Performance zu erfassen (vgl. Wie fit ist Ihr Unternehmen für die Digitale Transformation?). Im Außenverhältnis des Unternehmens sind zwei Analyse-Stoßrichtungen für Sie besonders wichtig: die Wettbewerber und die Kunden.
Welche Herausforderungen durch (neue) Wettbewerber sind bereits feststellbar? Haben sich in Ihrer Branche bereits Geschäftsmodelle etabliert, die besser als Ihr Unternehmen die Herausforderungen angenommen haben? Welchen Zugang hat Ihr Unternehmen zu relevanten Datenströmen – etwa im Vergleich zu anderen Anbietern? In welchem Ausmaß setzen Sie bereits eine holistische Markenführung um – auch im Vergleich zu wichtigen Wettbewerbern?
Zur externen Analyse gehört auch, in welchem Ausmaß sich die (digital-getriebenen) Interessen, Gepflogenheiten und Erwartungen Ihrer Interessenten und Kunden verändert haben. Wie bewerten diese Personen Ihre „digitalen Performance“ – auch im Lichte relevanter Wettbewerber? Welche Handlungsnotwendigkeiten bestehen – aus Sicht von Interessenten und Kunden für Ihr Unternehmen?
Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen erfolgt die Erarbeitung der digitalen Vision – gleichsam Startpunkt der Ziel- und Strategie-Arbeit. Hierzu sollten Sie nicht nur konkrete Digitalziele erarbeiten, sondern auch Verantwortlichkeiten definieren und Budgets bereitstellen. Zusätzlich ist das Controlling nicht nur auf das Monitoring der digitalen Transformation auszurichten, sondern auf dessen konstruktive und inhaltliche Begleitung und Unterstützung.
Innerhalb der Digitalstrategie sind die angestrebten Produkt- und Dienstleistungs- sowie die Geschäftsmodell-Innovationen zu benennen, die bspw. auf dem Internet of Everything und/oder Big Data aufbauen. Basierend auf Ihren strategischen Festlegungen ist die Umsetzung einer holistischen Markenführung anzustreben, die bspw. das Customer-Experience-Management oder die Umsetzung einer Omni-Channel-Strategie fokussiert. Um solche Prozesse organisatorisch zu untermauern, geht die Entwicklung in Richtung Enterprise 4.0. Hier gilt es etwa Plattform-Konzepte, Systeme von Wertketten und leistungsfähige IT-Systeme als Enabler zu etablieren. In dieses Feld gehört auch die Etablierung eines agilen Managements, das sich bspw. innovativer Instrumente des Projekt-Managements bedient.
Das Haus der digitalen Transformation liefert Ihnen einen Kompass, wie ein Change-Prozess zur Etablierung Ihres Unternehmens im digitalen Zeitalter auszugestalten ist. Hierbei gilt: Transformation ist der neue Modus Operandi – und er wird nie vorüber sein!
Eine in diesem Zusammenhang häufig gestellt Frage lautet: Was ist der beste Zeitpunkt, diesen Transformationsprozess zu starten?
Die Antwort: Der beste Zeitpunkt war vor fünf Jahren. Der zweitbeste Zeitpunkt ist jetzt!
Die Mitarbeiter und Führungskräfte sind durch ein professionelles Change-Management einzubinden!
Der Kern des Change-Managements ist das zielorientierte und planvolle Management von Veränderungsprozessen. Hierbei gilt es, den Ausgangszustand in einen mehr oder weniger präzise beschriebenen Zielzustand zu überführen. Um dies zu erreichen, sind vielfältige prozessuale, strukturelle und vor allem auch kognitiven Veränderungsprozesse anzustoßen – und auch bei (erwartbarem) Widerstand konstruktiv weiterzuführen. Hierzu können verschiedene Konzepte und Instrumente eingesetzt werden. Eine große Herausforderung des Change-Managements besteht darin, die für einen erfolgreichen Change-Prozess notwendigen Stakeholder frühzeitig zu identifizieren (mehr dazu im nächsten Beitrag)
Über den Autor | Ralf T. Kreutzer
Professor für Marketing | Berlin School of Economics and Law
Prof. Dr. Ralf T. Kreutzer ist seit 2005 Professor für Marketing an der Hochschule für Wirtschaft und Recht/Berlin School of Economics and Law. Parallel ist er als Trainer, Coach sowie als Marketing und Management Consultant tätig. Er war 15 Jahre in verschiedenen Führungspositionen bei Bertelsmann (letzte Position Direktor des Auslandsbereichs einer Tochtergesellschaft), Volkswagen (Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft) und der Deutschen Post (Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft) tätig, bevor er 2005 zum Professor für Marketing berufen wurde.
Professor Kreutzer hat durch regelmäßige Publikationen und Keynote-Vorträge (u.a. in Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Belgien, Singapur, Indien, Japan, Russland, USA) maßgebliche Impulse zu verschiedenen Themen rund um Marketing, Dialog-Marketing, CRM/Kundenbindungssysteme, Database-Marketing, Online-Marketing, Social-Media-Marketing, Digitaler Darwinismus, Digital Branding, Dematerialisierung, Change-Management, Künstliche Intelligenz, Agiles Management, strategisches sowie internationales Marketing gesetzt und eine Vielzahl von Unternehmen im In- und Ausland in diesen Themenfeldern beraten.
Seine jüngsten Buchveröffentlichungen sind „Toolbox für Marketing und Management“, „Künstliche Intelligenz verstehen“ (2019, zusammen mit Marie Sirrenberg), „B2B-Online-Marketing und Social Media (2. Aufl., 2020, zusammen mit Andrea Rumler und Benjamin Wille-Baumkauff), „Voice-Marketing“ (2020, zusammen mit Darius Vousoghi), „Die digitale Verführung“ (2020), „Kundendialog online und offline“ (2021), „Praxisorientiertes Online Marketing“ (4. Auflage, 2021), „Social-Media-Marketing kompakt“ (2. Aufl., 2021), „E-Mail-Marketing kompakt“ (2. Aufl., 2021), „Online-Marketing – Studienwissen Kompakt (3. Aufl., 2021) und „Toolbox für Digital Business“ (2021).
Darüber hinaus leitet Prof. Dr. Ralf T. Kreutzer die berufsbegleitende Ausbildung zum Chief Digital Officer (CDO) sowie das Seminar Nachhaltige Unternehmensführung bei der Bitkom Akademie.
www.ralf-kreutzer.de
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